Gutshaus Ludorf

Baudenkmal

Das Herrenhaus in Ludorf ist eines der ältesten und bedeutendsten Gutshäuser in Mecklenburg. Es wurde 1698 von Adam Levin von Knuth erbaut. Der in seinen klaren klassischen Formen des dänischen Frühbarock errichtete Klinkerbau repräsentiert die enge Verknüpfung des Bauherrn mit dem Königreich Dänemark, in dessen Diensten er zuvor gestanden hatten. Bemerkenswert sind auch die historischen Deckenmalereien auf Holz mit Szenen aus Ovids "Metamorphosen" sowie Blumen- und Fruchtstilleben. Die Original-Gutsbibliothek mit über 400 Bücher aus den Jahren 1750 bis 1945 ist ein weiterer Schatz des Hauses. 

Angeblich dienten die Steine der alten Burg Morin (auch Marin) als Fundament für den zweigeschössigen Bau mit Walmdach. Über dem von Pilastern eingefasste Portal zeugt eine Inschrift in einer barocken Sandsteinkartusche von der Bauzeit:

Anno 1698 hat H(err) Adam Levin v. Knuth Ritter den uhralten Adelischen Hoff Ludorff anhero transportiren und neu bauen lassen. Gott lasse dieses Haus wolbeglückt bestehen und ehe nicht als mit der Welt vergehen.

Über der Inschrift befindet sich eine Kopie des Familienwappens, auf dem sich, von Akanthusblättern gerahmt, drei Kleeblätter um einen Kesselhaken ranken. Das Original kann im Hausinneren betrachtet werden.

Das rund 4000 Hektar große Areal wurde bis 1945 fast kontinuierlich von nur einer Adelsfamilie bewohnt und bewirtschaftet. Da das Gut teilweise über die weibliche Linie vererbt wurde, wechseln jedoch die Namen der Besitzer: zunächst die Familie von Morin (auch Marin) und von der Kerberg, dann die Familie von Knuht, die das Herrenhaus errichteten und bis 1901 Eigentümer blieben. Durch Heirat gelangte das Gut 1840 an die Familie Schulse bzw. 1938 an Familie Schulse-Bülow, die es bis 1945 bewirtschafteten. Nach der Enteignung wurde das Haus wie so viele Gutshäuser in Mecklenburg als Unterkunft für Kriegsflüchtlinge genutzt. 1946 stellte die sowjetische Besatzungsmacht das Gebäude neben 20 weiteren Herrenhäusern unter Denkmalschutz. In der DDR wurde es als Gemeindehaus genutzt. 1998 kaufte die Familie Achtenhagen das Herrenhaus und eröffnete hier zwei Jahre später ein romantisches Hotel sowie ein Restaurant mit vorwiegend regionaler Küche.

Nicht nur die in der Erbauerzeit entstandenen Deckenmalereien zeugen von der engen Verbindung des Hauses zur Kunst. Anfang des 19. Jahrhunderts geriet das Gut durch die anhaltende schwere Krankheit des Oberhauptmannes Adam Ernst von Knuth in ernste wirtschaftliche Schwierigkeiten. Kurzerhand wurde Landwirt David Joachim Runge – Bruder des Malers Philipp Otto Runge – für 12 Jahre als Pächter eingesetzt. In dieser Zeit wuchsen beide Söhne des Malers im Gutshaus auf. Seine Schwägerin brachte hier 6 von 13 Kindern zur Welt. Eine Nichte des Künstlers heiratete in der Ludorfer Kirche.

Links neben dem Herrenhaus lädt das im 1850 errichteten Wirtschaftsgebäude ansässige Gutsmuseum mit der sehenswerten Ausstellung "Von Mecklenburg in die Welt" zu einem Besuch ein. Hinter dem Haus führt ein in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts angelegter englischer Landschaftspark zur Müritz. Hier stand am Ufer früher das herrschaftliche Badehaus.

Eindrucksvoll ist auch die nur wenige Meter entfernte Patronatskirche, die nach oktogonalem Grundriss erbaut wurde. Hier befindet sich auch die Familiengruft derer von Knuth, die Adam Levin II. von Knuth 1736 errichten ließ. Circa 600 Meter nordöstlich der Kirche ist am so genannten Schlossberg heute noch eine 40 x 50 Meter große Anhöhe erkennbar. Hier begründete einst der Ritter Wipert von Morin (Marin) die Burg, die lange Zeit seinen Namen trug. Er soll von einem Kreuzzug ins Heilige Land auch die Idee für den achteckigen Grundriss der Kirche mitgebracht haben – als Anlehnung an den Grundriss der Kirche vom Heiligen Grabe in Jerusalem.




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