Stadtgeschichtlicher Rundgang Poel

Geschichte

Die Ostseeinsel Poel verwöhnt Naturliebhaber mit idyllischen Orten, kleinen Häfen und urigen Stränden. Sie ist aber mehr als eine Urlaubsinsel. Poel atmet Geschichte. Neugierig begeben wir uns auf einen Inselrundgang durch die Jahrhunderte. Start ist im Inselmuseum Kirchdorf.

Spannendes zur geologisch wechselvollen Geschichte hält das Inselmuseum für die Besucher in Form eines Findlingsgartens bereit. Es geschah vor etwa 7000 Jahren. Durch den Anstieg der Ostsee entstand die größte Insel Mecklenburgs und die viertgrößte deutsche Ostseeinsel. Dass Poel bereits in frühester Zeit besiedelt war, zeigen reichlich Funde aus der Steinzeit und Bronzezeit. Anfangs fühlten sich hier die Germanen zu Hause. Doch Ende des 6. bis Anfang des 7. Jahrhunderts wanderten slawische Stämme, so genannte Obotriten, auf die Insel. Kirchdorf ist auch so eine slawische Siedlung gewesen. Bis Heinrich der Löwe die Slawen in die Knie zwang. Als Heinrich Borwin I. von Mecklenburg deutsche Siedler um 1210 auf die Insel holte, begann die Christianisierung.

Die Kirche von Kirchdorf wuchs heran. Es lohnt sich, den Sakralbau mit seinem 47 Meter hohen Turm zu umrunden. Bischofsmütze wird die achteckige Turmspitze genannt. Das Besondere an der Kirche ist auch, dass sie sich auf einer ehemaligen großen Festungsanlage befindet. Hier hätten wir also gleich die nächste Sehenswürdigkeit. Ein Rundgang durch die bis heute vorhandenen Reste der Festung beginnt am Eingang zum Friedhof. Fest steht: Die Burg war einmalig in ihrer Bauweise. Wie ein sternförmiger Ring umschlossen die Wallanlagen die Festung, in der sich auch ein Schloss befand - und wie gesagt die alte Kirche.

Die Bauarbeiten an der Poeler Festungsanlage begannen 1614 im Auftrag vom mecklenburgischen Herzog Adolf Friedrich I. Ausgewählt wurde der Standort wegen der strategisch günstigen Lage vor Wismar. Die Festung sollte als Stützpunkt für die Landmacht und Flotte dienen. Sechs Jahre nach Baubeginn empfing der Herzog auf der Burg König Gustav II. Adolf von Schweden. Es folgten wechselvolle Zeiten, in denen mal die Dänen, Brandenburger und Preußen die Festung für sich deklarierten. Mit dem Ende des 30-jährigen Krieges kam Poel 1648 unter schwedische Herrschaft - und blieb es bis 1903. Wer neugierig ist, wie die Festung genau ausgesehen hat, der sollte sich das gut ausgearbeitete Modell im Inselmuseum zu Gemüte führen.

Natürlich erzählt das Museum auch Interessantes über nachfolgende Zeiten, etwas zur Poeler Postgeschichte. Ein kurioses Ausstellungsstück ist die Schaukelbadewanne. Das Gefäß wurde um 1900 gefertigt und steht auf Holzkufen. Badende konnten damit fröhlich hin und her wippen. Eng verbunden mit Poel ist auch die Fischereigeschichte. In den Häfen Kirchdorf und Timmendorf fahren die Fischer mit ihren Netzen wie seit ewigen Zeiten auf die Wismarbucht. Frischen Fisch gibt es dann direkt von Bord. Einzigartig an Poel ist auch der Krabbenfang. Doch da die Fangmengen sehr gering sind, wird alles gleich regional vermarktet.

Wenn man schon mal in Timmendorf ist, kann man auch einen Abstecher zum Timmendorfer Leuchtturm machen. Er wurde 1872 gebaut und steht längst unter Denkmalschutz. Geschichte atmet auch der Hafen Gollwitz. Um Kosten zu sparen und Rechte zu umgehen, transportierten die Herzöge von diesem Klipphafen aus Getreide. Worüber sich die Hansestädte Wismar und Rostock mächtig ärgerten. Den Hafen Gollwitz sollen übrigens schon die Vitalienbrüder von Klaus Störtebecker genutzt haben.

Ein trauriges Kapitel erwartet Ausflüger Am Schwarzen Busch, wo sich die Gedenkstätte Cap Arkona befindet. Das Boot wurde am Kriegsende versehentlich gemeinsam mit weiteren Schiffen von britischen Flugzeugen in der Lübecker Bucht versenkt. An Bord befanden sich KZ-Insassen. Mehr als 6400 fanden den Tod. 28 von ihnen wurden an Poeler Stränden angespült.

Doch zurück zu erfreulicheren Dingen. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich auf Poel ein neuer Erwerbszweig - der Bäderbetrieb. Tradition hat auf der Insel seit DDR-Zeiten das FKK-Baden. Ob am Schwarzen Busch oder anderswo auf der Insel - die Poeler zeigen sich gegenüber Nacktbadenden bis heute äußerst locker und tolerant.

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