Schloss Vietgest

Baudenkmal

Das 1781 bis 1786 errichtete Schloss Vietgest gilt als eines der schönsten Werke des Spätbarock in Mecklenburg. Im Auftrag des Herzoglichen Geheimen Kabinettsrats Joachim Friedrich Boldt erschuf Hofbaumeister Johann Joachim Busch den repräsentativen Putzbau. Insbesondere im Inneren des Hauses verwirklichte dieser seine Ideale des sogenannten Zopfstiles – ein etwas nüchterner Kunststil, der zeitlich zwischen Rokoko und Klassizismus eingeordnet wird. 

Der Ort Vietgest wurde 1346 erstmals urkundlich erwähnt. Im 17. Jahrhundert war der Ort in Kleinen Vietgest und Großen Vietgest geteilt. Ein adeliger Hof und vier Bauernhöfe gehörten zu Großen Vietgest, zu Kleinen Vietgest zwei Bauernhöfen und eine Kossatenstelle. 

Das Gut Vietgest war seit dem 15. Jahrhundert im Besitz der ritterschaftlichen Familie von Oldenburg. 1439 gehörte ihnen auch Gut Gremmelin (Stammsitz), Wattmanshagen, Korleput, Spoitendorf und weitere. Ihr Wappentier ist ein silberner Hirsch. 

Nach dem Erwerb des Gutes 1781 durch Joachim Friedrich Boldt errichtete Hofbaumeister Johann Joachim Busch die dreiflügelige Anlage. Der elfachsige Mittelbau ist zweigeschossig und wird von einem dreiachsigen Mittelrisalit dominiert. Dieser ist von Putzbossierungen eingerahmt. 

Darüber führt ein nahezu halbrunder Segmentbogengiebel mit großem Rundfenster in das Dachgeschoss. Das Mansardwalmdach ist mit Zwerchhäusern verziert. Auf dem Dach thronen vier auffällige Schornsteine. Zwei eingeschossige Bauten verbinden den Mittelbau mit den Kavaliershäusern. Diese zitieren in der Gestaltung die Formen des Mittelrisalits, sie werden jedoch mit einem flachen Dreiecksgiebel abgeschlossen. Auf der Parkseite ist dem Mittelbau eine Veranda mit darüber liegendem Balkon für das Obergeschoss hinzugefügt.   

Im Inneren des Hauses ist bereits der Übergang zum Stil des Klassizismus sichtbar. Erhalten geblieben sind Kannelierte Pilaster mit Kapitellen und Putzgirlanden, die auch am Treppengeländer weitergeführt werden. Besonders schmuckvoll sind die halbrunden Nischen gestaltet, in denen runde Kachelöfen mit klassischem Dekor stehen. Der obere Abschluss dieser Nischen ist reich verziert mit Girlanden und Schleifen, die mit einem prächtigen Schlussstein abschließen. Im Obergeschoss erstreckt sich ein Festsaal mit aufwändiger Stuckdekoration aus der Bauzeit. 

Nach dem Tod von Joachim Friedrich Boldt 1819 verkauften seine Erben das Gut an Cornelius Freiherr von Herzeele. Das Gutsinventar wurde versteigert. Nach dem Tod des Freiherren 1830 erwarb dann 1841 Fürst Georg Wilhelm zu Schaumburg-Lippe das Anwesen, das bis zur Enteignung 1945 im Besitz der Familie blieb.

Nach Kriegsende wurde das Haus zunächst für Wohnzwecke genutzt. Danach waren hier Konsum und Kindergarten untergebracht, in den 60er Jahren auch eine Schule. Zu Beginn der 80er ging es in den Besitz der (DDR-) CDU über, die es als Ferienheim nutzte. Zwischen 1985 und 1990 wurden erste Restaurierungsarbeiten durchgeführt, bei denen auch der Festsaal wiederhergestellt werden konnte. 1993 verkaufte die Treuhandanstalt das Anwesen, das anschließend saniert und als Hotel genutzt wurde. 2013 erwarb dann der dänische Forst- und Landwirt Anders Tind Kristensen das Objekt und ließ es umfangreich sanieren und restaurieren. Er verkaufte das Schloss im November 2019 an die Familie Hager aus Hamburg. Es soll in Zukunft für Kulturveranstaltungen genutzt werden. Auch Hotel- und Restaurantbetrieb werden wieder aufgenommen. Außerdem geplant: die Neugestaltung des fünf Hektar großen Schlossparks. 

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