Burg Trechow

Baudenkmal

Burg Trechow hat eine lange und bewegte Geschichte. Ursprünglich stand hier seit dem 12. Jahrhundert eine Wasserburg, die gleichzeitig die Grenze zwischen slawischen und deutschen Siedlern markierte. Die Burg war bis 1369 Sitz der von Trechows. Dann erbte Berthold von Maltzan, Sohn aus der Ehe der Letzten von Trechow mit Friedrich von Maltzan, die Güter. Bis 1641 blieb die ritterliche Familie von Maltzahn, einem uralten Mecklenburger Adelsgeschlecht, im Besitz des Anwesens. Das burgähnliche Schloss, das Dietrich von Maltzahn 1590 bis 1601 aus gehauenen Granitsteinquadern errichten ließ, gehört zu den wenigen ritterschaftlichen Häusern in Mecklenburg, die den Dreißigjährigen Krieg unbeschadet überstanden. Seit 2009 ist es als Denkmal von nationaler Bedeutung geschützt. 

Die wirtschaftlichen Folgen des Dreißigjährigen Krieges zwangen die von Maltzahns zum Verkauf. Margarethe von Maltzahn, eine geborene von Plessen – auch ein uraltes Mecklenburger Adelsgeschlecht – verkaufte das Gut 1641 an ihren Schwager Balthasar von Plüskow, der mit Leveke von Plessen verheiratet war. 

Unter der Familie von Plüskow wurde 1785 der alte Burggraben zugeschüttet. Um 1800 ließ der geadelte Schweriner Stallmeister Johann von Plüskow, geborener Suhr, die gesamte Burg zu einem frühklassizistischen Gutshaus umbauen. Damit gingen wesentliche Teile von ihr verloren – der Treppenturm vollständig, Fensteröffnungen und Deckenhöhen wurden verändert und ein hohes Walmdach aufgesetzt. Dadurch entfielen auch zwei der drei Renaissance-Volutengiebel. Auch die Granitquader wurden verputzt. 

Im Inneren der Burg entstand im ersten Obergeschoss eine Beletage. Italienische Künstler gestalteten Decken und Wände mit sogenannten pompejanischen Motiven oder illusionistisch-architektonischer Perspektivmalerei. Bei Instandsetzungen in der Dachetage im Jahre 2000 stellte sich heraus, dass eine französische Tapete mit Schweizer Landschaftsmotiven seit 1814 eine barocke Wandmalerei mit Jagdszenen abgelöst hatte, sie war seitdem mit ihrem Leinenstoff als Isoliermaterial unter Dielen verwendet worden. 

Die Familie von Plüskow blieb bis 1841 im Besitz der Trechower Güter. Danach erwarb Friedrich von Oertzen – verheiratet mit Luise von Plessen – das Gut, und verkaufte es 1847 an Anna von Plessen. Ihr Enkel Reimar von Plessen ließ das Herrenhaus zwischen 1910 und 1913 modernisieren. Die Burg erhielt eine Zentral-Heizung mit Koks betrieben, eine eigene Brauchwasserversorgung aus dem Haussee und eine eigene Stromversorgung mittels eines Generators betrieben mit einer Dampf-Lokomobile und Steinkohle, später mit einem Dieselmotor.

Der alte Küchenanbau von 1785 wurde abgerissen. Es entstand ein neuer Anbau, teilweise mit den ursprünglichen Granitsteinen, der sich gezielt mit Schmuck-Fachwerk im ersten Stock vom Baustil des Haupthauses absetzte. Er wurde mit moralischen Inschriften versehen, zum Beispiel "Ein jeglicher arbeite, damit er habe zu geben den Bedürftigen" und erhielt von einem Wismarer Schnitzer die geschnitzten Köpfe der vier Kinder an der Gartenseite.

Gemeinsam mit seiner Frau, der polnischen Gräfin Therese Razcynski, ließ der Sohn Hennecke von Plessen 1936 erneut umfassende Renovierungsarbeiten durchführen. Die Fassade wurde mit Salzsäure freigewaschen, so dass die Granitsteinsichtigkeit wieder sichtbar wurde. Nur Südwest- und Nordwestfassade wurden im klassizistischen Stil wieder verputzt. Außerdem erhielt die Südwestfassade ein neoklassizistisches Portal mit baugeschichtlicher Inschrift und eine großzügige Granit-Terrasse. Auch der Haupteingang erhielt ein Portal in Anlehnung an das klassizistische Schloss Mirow. Das Walmdach wurde mit alten Biberschwänzen neu eingedeckt. Im Inneren der Burg renovierte man die italienischen Wand- und Deckenmalereien im "Tromp-l`oeil". Auch das Treppenhaus wurde neu angelegt. Drei neue Kamine und eine Bibliothek kamen hinzu. Insgesamt zeigt die Stilvielfalt des Hauses gleichberechtigt alle Epochen seit der Entstehung von der Renaissance bis zum Klassizismus. 

1945 musste die Familie von Plessen vor der Roten Armee fliehen. Das Gut wurde im Zuge der Bodenreform enteignet, das Gebäude als sowjetisches Lazarett und Außenstelle des Bützower Gefängnisses genutzt. Die russische Kommandantur verhinderte die Sprengung der Burg – das Baumaterial sollte für Neusiedlerhäuser verwendet werden. 1946 bot die Burg Flüchtlingen Unterkunft, später leitete man von hier die Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft (LPG) und die Gemeinde. Später war hier auch der Konsum des Dorfes beherbergt, außerdem die Gemeindeschwester, der Kindergarten und die Kinderkrippe. Es gab auch einen Kulturraum, in dem Filme vorgeführt werden konnten. Ein Anbau diente als LPG-Küche. Dadurch fanden viele bauliche Veränderungen statt. 

Bereits seit 1987 interessierten sich Nachfahren der Familie von Plessen für das Anwesen. Marie Therese von Plessen, Tochter von Hennecke von Plessen und Gräfin Therese Razcynski, war 1947 beim Besuch ihres Elternhauses nur knapp einer Verhaftung entgangen. Als verheiratete Schierning zog sie kurz nach dem Mauerfall mit ihrer Familie in das Dorf Kurzen Trechow. Es dauerte jedoch weitere 15 Jahre, bis ihr Sohn Christian Schierning das Objekt erwerben konnte und das kurz vor dem Verfall stehende Bauwerk nach fast 59 Jahren wieder in Familienbesitz kam. Seitdem werden Burg und Wirtschaftsgebäude umfassend saniert. 2019 wurde der restaurierte Marstall im Rahmen der Festspiele Mecklenburg Vorpommern mit einem Konzert feierlich eingeweiht. Hier sollen in Zukunft – neben kulturellen Events – auch Familienfeiern wie Hochzeiten, Betriebsfeiern, Tagungen,  Seminare stattfinden. Außerdem sind Ferienzimmer mit Café-, Restaurantbetrieb und ein Museum der Evolution mit einer umfangreichen Fossiliensammlung des verstorbenen Vaters Hans-Peter Schierning geplant.

Auch die Kapelle Langen Trechow ist sehenswert. Hier zeugen Glasmalereien mit Wappenschmuck von der Verknüpfung des Ortes mit den Mecklenburger Adelsfamilien von Plüskow und von Plessen, die hier das Patronat inne hatten. 



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