Schloss Kummerow

Baudenkmal

Schloss Kummerow wurde 1730 im barocken Stil für Landrat Albrecht von Maltzahn errichtet. Die Familie von Maltzahn, ein uraltes Mecklenburger Adelsgeschlecht, war ab 1309 fast lückenlos jahrhundertelang im Besitz des Anwesens. Traditionell hat hier der zweitgeborene Sohn der Familie gewohnt. Nach der Enteignung 1945 wurde das Haus zu DDR-Zeiten von der Gemeinde genutzt, nach dem Mauerfall stand es fast 20 Jahre lang leer. 2011 kaufte Torsten Kunert das Schloss bei einer Zwangsversteigerung und ließ es sechs Jahre lang umfangreich sanieren und restaurieren. Hierbei wurde besonders auf den Erhalt der Spuren durch die Nutzung in der DDR Rücksicht genommen. Außerdem sehenswert: die öffentlich zugängliche Privatsammlung moderner Kunst mit dem Schwerpunkt internationale Fotografie.

 

Ursprünglich von Slawen besiedelt, stand am Kummerower See seit dem 13./14. Jahrhundert eine pommersche Grenz- und Wasserburg, die während des 18. Jahrhunderts verfiel. Heinrich von Maltzahn wird 1309 als Burgvogt genannt. Später war die Burg unter anderem im Besitz des schwedischen Generals Bleichert. Seit 1481 war Kummerow Enklave von Pommern, später Preußen. Im Laufe des 17./ 18. Jahrhunderts entwickelte sich aus der unbefestigten Siedlung das Gutsdorf Kummerow. Das spätmittelalterliche Wohnhaus auf der alten Wasserburg am See und die Nebengebäude brannten 1725 ab. Anschließend wurde südlich des Standortes das zweigeschossige, dreiflügelliege Barockschloss errichtet.

Der Bau erstreckt sich über 11 Achsen und wird von einem hohen Mansardwalmdach abgeschlossen. Ein dreiachsiger Mittelrisalit mit kräftigem Segmentbogengiebel führt über drei Geschosse in den Dachbereich. Im Giebel war ursprünglich das Wappen der Familie von Maltzahn abgebildet, das zwei Hasenköpfe und einen Weinstockzweig mit drei Blättern enthält. Die Fenster sind durch barocke Verdachungen verziert. Pilaster betonen die Kanten des Risalits. Ein doppeltes Gurtband trennt optisch die beiden Hauptgeschosse. Die barocke, doppelflügelige Eingangstür ist erhalten geblieben. Auf der über dreizehn Achsen verfügenden Parkseite wiederholt sich der Mittelrisalit – schließt jedoch mit einem Dreiecksgiebel ab. Seitlich führen eingeschossige Verbindungsbauten zu zweigeschossigen Pavillions, den Kavaliershäusern. Dadurch wird der repräsentative Anspruch der Architektur betont. Im Inneren blieben die barocken Treppenhäuser mit zweiläufigen Treppen, Rundbogenarkaden und Wandgliederungen aus gekuppelten Pilastern überwiegend erhalten. Auch der zur Gartenseite liegende Festsaal im Obergeschoss ist sehenswert – insbesondere die Stuckdecke und die Kaminrahmungen.

1828 ging das Gut Kummerow in den Besitz des preußischen Kammerherren Otto Rudolf Freiherr von Maltzahn über. Er war auch Majoratsherr auf Ivenack und daher gleichzeitig Graf von Plessen. Vermutlich ließ er den barocken Schlosspark in einen englischen Landschaftsgarten von dem bekannten preußischen Gartenarchitekten Peter Joseph Lenné umwandeln. Die von Südosten auf das Schloss führende Stieleichenallee ist hiervon noch erhalten geblieben.

Später, in der Weimarer Republik, beauftragte der 1895 auf Kummerow geborene Baron Mortimer von Maltzahn die erneute Umgestaltung von Park und Schloss. Er konnte das Gut durch die Weltwirtschaftskrise führen. Politisch schon immer konservativ, orientierte er sich zunehmend an rechten Kräften. 1941 wurde er auch Ortsbürgermeister. Nach Kriegsende kam er zwischenzeitlich in Gefangenschaft. Nach der Enteignung seines Guts ging er 1948 nach Düsseldorf. Schloss Kummerow und die Nebengebäude wurden 1945 Quarantäne- und Durchgangslager für ehemalige Zwangsarbeiter auf ihrem Rückweg nach Osten. Zu DDR-Zeiten wurde – wie es die meisten Schlösser und Herrenhäuser in Mecklenburg – von der Gemeinde genutzt: als Konsum, Gaststätte, Gemeindebüro, Schule, Kindergarten, Kultur- und FDJ-Raum. Gleichzeitig wurde das Haus in die Bezirksdenkmalliste des Bezirkes Neubrandenburg aufgenommen. 1964 baute man das Gebäude für Wohnzwecke um. In den 80er Jahren wurden die Biberschwänze des defekten Daches durch Betonsteine ersetzt. 1985 übernahm dann die Deutsche Post das Schloss, das als Schulungs- und Erholungsstätte für das sogenannte Kombinat Fernmeldebau genutzt werden sollte.

1992 kam Schloss Kummerow wieder in Privatbesitz, es folgte jedoch Leerstand und Verfall. 2011 erwarb der jetzige Besitzer Torsten Kunert die Immobilie bei einer Zwangs-versteigerung. In fünf Jahren wurde das Schlossensemble saniert und restauriert. Erhalten wurden die Spuren aus der Nutzung in der DDR: Zitate von Walter Ulbricht oder Heinrich Heine an den Wänden, Embleme der DDR, FDJ (Freie Deutsche Jugend) und der Jungpioniere sowie Wandmalereien im Stil des sozialistischen Realismus um 1960. 2015 wurde das Haus erstmals für eine Ausstellung geöffnet. Seit 2016 kann im Schloss Kummerow dauerhaft die bemerkenswerte Privatsammlung des Eigentümers besichtigt werden – mit Werken von u.a. Andreas Gursky, Helmut Newton, Andreas Mühe, Hiroshi Sugimoto, Sybille Bergemann, Arno Fischer, Harald Hauswald sowie Werner und Ute Mahler. Ein Schwerpunkt liegt auf Fotografien, die in der DDR-Zeit von heute renommierten Vertretern der Ostfotografie aufgenommen wurden. Es finden aber auch viele weitere kulturelle Veranstaltungen statt – Ausstellungen, aber auch Lesungen, Konzerte und viele andere Events.

In der mittelalterlichen Dorfkirche zeugen Grabplatten der Familie von Maltzahn sowie die Patronatsloge mit entsprechenden Wappen von der langen und engen Verflechtung Kummerows mit dem Mecklenburger Adelsgeschlecht.

 

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