Gutshaus Dersentin

Baudenkmal

Das denkmalgeschützte Herrenhaus Dersentin liegt inmitten der lieblichen Hügellandschaft der Mecklenburgischen Schweiz. Der spätklassizistische Bau mit einem einzigartigen Ballsaal wurde Mitte des 19. Jahrhunderts durch Heinrich von Bassewitz errichtet. Zu dieser Zeit entstand auch der englische Landschaftspark mit sieben angelegten Sichtachsen. Der alte Baumbestand ist bis heute geblieben, fünf Bäume sind als Naturdenkmäler geschützt.

Das Gut Dersentin wechselte im Laufe der Jahrhunderte oft den Besitzer. 1292 wird Jakob von Dersentin (Jacobus de Derzentinh) erwähnt. Er war Knappe bei den Fürsten auf Burg Werle. 1360 verfügte Werner von Dersentin (Wernero de Derzenthin) über das Dorf, Anfang des 14. Jahrhunderts das Jungfrauen-Kloster zu Köslin (Koszalin). Von 1463 bis 1780 besaß die Familie von Hahn, ein altes mecklenburgisches Adelsgeschlecht, das Gut. Ab 1679 war das Anwesen Dersentin Pertinenz (Nebengut) von Kuchelmiss. Hauptsitz der Familie Hahn, die seit 1802 das "von" im Titel führte, war seit 1337 Basedow. Erstmals erwähnt wird ein Egkehardus Hane bereits 1230.

In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts wurde das Gut Dersentin an Jürgen von Listow verpfändet. Wahrscheinlich entstand in dieser Zeit ein barockes Gutshaus, dessen Spuren im heutigen Haus noch zu finden sind. 1780 ist das Anwesen Rittersgutbesitz von Detlev von Hahn. Anschließend wechseln die Besitzer häufig: von 1781 bis 1796 Familie Wallmoden-Gimborn, danach geht es wieder an die von Hahns. Von 1803 bewirtschaftet die Familie von Müller, 1804 bis 1811 die Familie von Thomsdorff das Gut. 1806 gehörte es dem Husaren-Rittmeister Georg Julius von Brandt zu Serahn und seiner Frau, der Erbjungfer von Dersentin Johanna von Brandt. Dreizehn Jahre später war Dersentin dann im Besitz ihrer Tochter Luise Krüger und ihres Schwiegersohnes Johann Gottfried Krüger. Deren Tochter Helene Krüger, Erbjungfer von Dersentin, heiratete dann Heinrich von Bassewitz, der so das Gut erwarb. Um 1850 entstand dann unter ihm das heutige Gutshaus.

Der zweieinhalbgeschossige Bau mit 13 Achsen besitzt ein hohes Kellergeschoss und wird von einem flachen Walmdach abgeschlossen. Hofseitig fällt der übergiebelte Mittelrisalit mit dazu tragenden Lisenen ins Auge. Parkseitig wird der klassizistische Akzent in den äußeren Flügeln wiederholt. Der Eingang ist von vier ionisch-modernen Stützen geprägt.  

1882 starb der Bauherr und wurde in der Gruft beigesetzt. Seine Frau folg ihm 1901. Ab 1894 war Friedrich von Bassewitz Gutsherr, 1913 August von Bassewitz und 1924 Rittmeister Georg von Bassewitz. Er sorgte ab 1920 für elektrisches Licht in Dersentin.

Mittlerweile war Dersentin mit 552 Hektar Allodialgut geworden, also abgabenfreies Gut. Es überstand die Wirtschaftskrisen des 20. Jahrhunderts und entging der Aufsiedelung – vielleicht auch, weil beizeiten die Pferdezucht im Fokus stand, unter anderem für militärische Zwecke. Im Krieg erhielt die weiße Fassade des Hauses dann einen Tarnanstrich, aus Angst vor Fliegerangriffen auf einen nahen Bahnknotenpunkt.

1945 wurde die Familie von Bassewitz enteignet. Das Herrenhaus teilte das Schicksal der meisten Gutsherrensitze in Mecklenburg und wurde zunächst Flüchtlingsunterkunft, später entstanden mehrere Wohnungen und eine Arztpraxis. In Dersentin gründete sich eine LPG, die zwar Teile der Gutsanlagen nutzte, aber auch viele Neubauten im Dorf errichtete.

2007 erwarb die deutsch-argentinische Familie Johannsen das Herrenhaus und sanierte es Schritt für Schritt. Heute wird es von den Bewohnern liebevoll "La Dersentina" genannt. Es entstanden sieben Ferienwohnungen im klassizistischen und traditionellen argentinischen Estancia-Stil. Insbesondere der große Ballsaal, der über die Terasse zum Park führt, bietet viel Platz Festivitäten, Events und Tanzveranstaltungen wie zum Beispiel Tango oder Milonga. Außerdem gibt es ein Kunstatelier, einen Radwanderweg "Pfad der Geschichte" sowie den weitläufigen Gutspark vor der Tür. Hier findet der Besucher unter dem alten Baumbestand auch fünf geschützte Naturdenkmäler: eine eindrucksvolle Rotbuche sowie zwei jahrhundertealte Eiben und zwei Platanen.

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