Gutshaus Pohnstorf

Baudenkmal

Inmitten des winzigen Dorfes Pohnstorf liegt auf einer Anhöhe das denkmalgeschützte Herrenhaus. Es wurde 1861 von Rittmeister Ernst von Blücher neu errichtet, als er das damals knapp 540 Hektar große Gut Pohnstorf übernahm. Vorbesitzer war seit 1848 Helmut Wichert gewesen. Von 1869 bis 1895 bewirtschaftete August Christian Julius Moennich das Anwesen. Er gehörte zu den ersten Landwirten Mecklenburgs, die erfolgreich Salpetersäure aus Chile zur Düngung einsetzten. 1896 erwarb Heinrich Wessel, Mitinhaber und kaufmännischer Leiter der Portland-Zementfabrik Itzehoe, das ritterschaftliche Gut und ließ hier für sich und seine aus Irland stammende Frau Julia Theresia ein heute denkmalgeschütztes Mausoleum errichten.  


Das eher schlichte Gebäude wird durch den verputzten, barock anmutenden Mittelrisalit dominiert. Die ziegelsichtigen Seitenflügel tragen ein Satteldach. Über einem hohen Keller befindet sich ein Hauptgeschoss. Hofseitig führt eine Freitreppe zum Eingang, der von zwei großen rundbogigen Fenstern flankiert wird. Der Mittelbau ist zu einem Obergeschoss mit drei schlichten Rechteckfenstern ausgebaut worden. Darüber befinden sich drei runde Fenster, über denen ein profilierter Segmentbogengiebel den Risalit abschließt. Parkseitig wiederholt sich die Giebelgestaltung. Im unteren Teil ist der Mittelrisalit hier jedoch ziegelsichtig. An den nordwestlichen Giebel ist später ein eingeschossiger Anbau mit gelben Klinkern gesetzt worden, der mit einem großen Dachgarten abschließt.  

Von der Geschichte des Hauses und seinen Besitzern ist nicht allzuviel bekannt. Heinrich Wessel kaufte es als Alterssitz für sich und seine Frau Julia Theresa. 1904 ließ er im Park ein kunstvolles, aufwändiges Mausoleum bauen. Er verstarb 1905, seine Frau drei Jahre später. Im Mausoleum sind Büsten von beiden zu sehen. Das Grabmonument wurde 2009 durch einen Förderverein und dem Milchhof Alt Sührkow GmbH liebevoll restauriert.

Julia Theresa Wessel, geborene Nugent, war eine bemerkenswerte Frau, die erst spät – mit 47 Jahren – heiratete. Von ihrem 28. bis zum 51. Lebensjahr besaß und leitete sie sehr erfolgreich die Portland-Zementfabrik. Zuvor war sie Erzieherin in einem gutbürgerlichen Haus in Hamburg gewesen und mit 18 Jahren aus Irland in die Hansestadt gezogen. Meist trug sie Männerhosen und Hut, was für eine Frau zu der Zeit sehr ungewöhnlich war.

Da heute das Herrenhaus in Frauenhand ist, trägt jede Wohnung im Gutshaus heute den Namen einer Frau, die zur Erbauerzeit im 19. Jahrhundert die Gesellschaft nachhaltig geprägt hat: Malwida von Meysenbug, Margarete Steiff, Marie Curie, Bertha Pappenheim, Hedwig Dohm, Clara Schuhmann oder Louise Otto-Peters.

Nach 1945 wurde das Haus zunächst als Flüchtlingsunterkunft, später als Konsum genutzt. Nach 1989 war das Haus in wechselnden Händen. 

In den letzten zehn Jahren wurde das Herrenhaus wieder so hergerichtet, dass die ursprüngliche Großzügigkeit erhalten blieb. Im Frühjahr 2018 erwarb die Familie Sösemann das Anwesen. Das Guthaus wurde dezent technisch modernisiert und empfängt heute Urlaubs-, Hochzeits- und Tagungsgäste. Für größere Veranstaltungen kann es auch komplett gemietet werde. Es gibt 7 individuelle Ferienwohnungen, außerdem ein Café und ein Restaurant mit vorwiegend regionalen und saisonalen Zutaten. Insgesamt unterstützen die Betreiber umweltfreundliche Angebote: für Elektromobilitisten stehen vier Ladepunkte mit bis zu 22 kW Ladeleistung zur Verfügung. Außerdem können E-Bikes gemietet werden – wenn nötig, sogar für alle Hochzeitsgäste zur klimafreundlichen Fahrt ins Standesamt.


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