Schloss Gamehl

Baudenkmal

Schloss Gamehl war über 600 Jahre lang Stammsitz der Familie von Strahlendorff – von 1387 bis zur Enteignung 1945. Das aktuelle Gutshaus im neogotischen Stil wurde 1860 nach Plänen des Wismarer Architekten Heinrich Thormann errichtet. Hierbei ließ der Bauherr Franz von Stralendorff auch ältere Bauteile aus dem im 18. Jahrhundert entstandenen Vorgängerbau miteinfließen. Auf der Parkseite wurde die zu DDR-Zeiten abgerissenen Veranda  als Wintergarten nach historischen Fotos rekonstruiert. Das Allianzwappen mit der Datierung 1711 – aus dem vorherigen Gutshaus – hat auch die DDR-Zeit unbeschadet überstanden. Außerdem sichtbar: das Familienmotto "Ist Gott für uns, wer mag wieder uns sein" (Römer 8, Vers 31). Nach langem Leerstand kauften Dagmar von Strahlendorff-von Wallis und ihr Mann Georg von Wallis im Jahr 2000 das Anwesen zurück und sanierten es aufwendig. 2008 wurde es als Schlosshotel eröffnet.

 

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurde der Vorgängerbau des heutigen Herrenhauses abgerissen. Der für Franz von Strahlendorff neu errichtete Wohnsitz beeindruckt durch seine einzigartige Außenarchitektur. An der Nordwestecke ragt ein markanter achteckiger Turm heraus. Dieser mit originellen Ziegelornamenten und Bogenfenstern verzierte Turmbau war typisch für den neogotischen Stil. Auch im Innenbereich wurden die Räume prachtvoll mit Stuck sowie Parkett und Holzdielenböden ausgestattet.

Bis 1945 blieb Schloss Gamehl Sitz der Familie, letzter Schlossherr war Joachim von Stralendorff. Nach Kriegsende teilte das Schloss das Schicksal der meisten Herrenhäuser Mecklenburgs: Zuerst fanden hier Kriegsflüchtlinge Zuflucht, später waren der Konsum und ein Kindergarten in den Räumen untergebracht. In den 1970er Jahren riss man die Stallungen und Scheunen der großen Gutsanlage ab.

Nach dem Kauf und der Restaurierung durch das Ehepaar Dagmar von Stralendorff-von Wallis und Georg von Wallis präsentiert sich Schloss Gamehl heute in seiner ursprünglichen Pracht. Es wurde besonders darauf geachtet, den Ziegelbau und seine Innenräume in der originalen Struktur mit allen charakteristischen Stilelementen und in den ursprünglichen Formen und Farben wiedererstehen zu lassen. Die Farb- und Stuckgestaltung des großen Saals und der angrenzenden Lounge wurde durch einen Restaurator befundet und originalgetreu rekonstruiert. Dabei wurde auch die von dem Wismarer Porträtmaler Carl Canow gestaltete Wappennische, die von zahlreichen Farbschichten verdeckt war, freigelegt. Das romantische Hotel mit angrenzendem Park und kleinem See sowie Golfplatz und Reitwegen in der Nähe bietet seinen Gästen viele Möglichkeiten, Natur zu erleben. Hochzeiten, Konferenzräume und ein Restaurant im originaltreu restaurierten Festsaal runden das Angebot ab. Der "Blaue Salon" ist heute sogar eine als Außenstelle des Standesamtes Neuburg-Steinhausen und bietet Sitzplätze für bis zu 32 Hochzeitsgäste.

Die Adelsfamilie von Stralendorff ist nahezuseit über 800 Jahren in Mecklenburg verwurzelt. Ahnherr der Familie ist Heinrich von Stralendorff. 1217 wurde das Geschlecht erstmals urkundlich erwähnt – mit Henricus de Stralendorpe. Ein weiterer Vorfahre, Claus von Stralendorff, zog mit einem Kreuzzug im 13. Jahrhundert ins Heilige Land und wurde dort zum Ritter geschlagen. Um 1230 diente er als fürstlicher Rat bei Nikolaus von Werle. Sein Sohn Heino regierte in Abwesenheit von Herzog Heinrich von Mecklenburg ab 1271 zusammen mit Heinrich von Oertzen über 30 Jahre lang das Land.

Teile der Familie wanderten im 16. Jahrhundert nach Österreich und Dänemark aus. Joachim von Stralendorff zum Beispiel ging mit Sofia, der Gemahlin von König Friedrich von Dänemark, als Kammerjunker an den dänischen Hof. Leopold und Peter Heinrich von Stralendorff brachten es im 17. Jahrhundert bis zum Reichsvizekanzler des Römischen Reiches Deutscher Nation. Der mecklenburgische Zweig besaß viele Güter im westlichen Mecklenburg, bis in die Prignitz hinein. Stammsitz blieb aber über 600 Jahre lang immer Gamehl. Der Ortsname ist übrigens der wendische Begriff für Hügel und weist auf die erhöhte Lage des Ortes.

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