Burg Schlitz

Baudenkmal

Burg Schlitz ist neben dem Schloss Bothmer das einzige Herrenhaus in Mecklenburg, das den Namen des Erbauers trägt – und nicht des Ortes. Hans von Labes, der spätere Graf von Schlitz, ließ hier ein prächtiges, eigenwilliges Gebäude errichten. Umgeben von einem 100 Hektar großen Park mit über 36 Denkmälern, darunter dem bekannten, von Walter Schott erschaffenen "Brunnen der tanzenden Mädchen" – auch "Nymphenbrunnen" genannt – erinnert Burg Schlitz bis heute an den freien und freundlichen Geist seines Erbauers. Das Haus wurde aufwendig saniert und bietet viele einzigartige Schätze und Sehenswürdigkeiten. Dazu gehören insbesondere der Gartensalon, der Wappensaal mit seinen schönen Fenstermalereien und der nach griechischem Vorbild gestaltete Schinkelsaal mit zwei von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Kachelöfen.

Der klassizistische, dreiteilige Bau wurde 1824 fertiggestellt. Grundlage waren die Pläne des 1811 verstorbenen Architekten Heinrich Gentz. Ab 1812 begleitet Otto Hirt das Bauvorhaben. Nach einem Zerwürfnis mit dem eigenwilligen Bauherrn gestaltete sein Nachfolger Friedrich Adam Leiblin ab 1812 Burg Schlitz nach den Wünschen und Ideen des kosmopolitischen Grafen. Dieser ursprünglich aus Berlinstammende und als Hans von Labes geborene Freigeist wurde noch vor der Heirat mit Louise Caroline von Schlitz von ihrem Vater adoptiert und vom König in den Grafenstand erhoben. Er war ein bemerkenswerter Mann, dessen Biographie und Gedankenwelt untrennbar mit der Deutung der herrschaftlichen Anlage verbunden sind. Er studierte Rechtswissenschaften, huldigte aufklärerische Ideen, war sehr belesen und behandelte auch seine Landarbeiter im Gegensatz zu vielen seiner Standesgenossen nicht wie Leibeigene. 1798 war er Mitinitiator und erster Direktor der Mecklenburgischen Landwirtschafts-gesellschaft. Höchstwahrscheinlich war er auch Freimaurer – deren Symbolik begegnet dem Besucher auf Burg Schlitz immer wieder. 

Viele seiner Ideen gingen utopische Wege und bewegten sich außerhalb der üblichen Formen. Dies spiegelt sich auch in der Architektur des Gebäudes wieder. So schreibt Dr. Wolf Karge: "In einer Zeit, die sich kompakten, stark antikisierenden Bauten verpflichtet fühlte, musste eine Konstruktion wie die von Burg Schlitz auf Widerstand und Unverständnis stoßen…man spürt in allen Teilen, wie herrschende Architekturauffassungen und Traditionen den Erbauern zwar bewusst waren, aber zu Gunsten funktionaler Bedürfnisse…ignoriert wurden."

Der hohe und dominante Mittelbau mit ausgeprägtem Mittelrisalit erinnert an antike Tempel. Durch eine in den 1930er Jahren ergänzte Pergola wurden die beiden Seitenflügel harmonisch ins Gesamtbild eingefügt. Die breite Freitreppe, links und rechts mit zwei gusseiseren Löwen geschmückt, führt in das Innere des Hauses. Hier haben sich die klassizistisch gestalteten Räume, Vestibül, Treppenhaus und Gartensaal sowie der so genannte Ritter- oder Wappensaal mit neugotischer Ausstattung bewahrt. Im Ostflügel beeindrucken die Wand- und Tapetenmalerei des Balkonsaals mit illusionistischer Darstellung von Landschaften sowie der Schinkelsaal mit den von Karl Friedrich Schinkel entworfenen Tapeten und Porzellanöfen. 

Als Graf Schlitz 1831 starb, ging das Gut an seine Tochter Adele und den Schwiegersohn Heinrich von Bassewitz-Schlitz. 1931 übernahm die Mecklenburgische Landwirtschaftsgesellschaft den Besitz und verkaufte ihn 1932 an Dr. Emil Georg von Stauß. Er war Direktor der Deutschen Bank, Aufsichtsrat in mehreren deutschen Großkonzernen und NSDAP-Anhänger. Nach der Enteignung 1945 wurde das Herrenhaus wie so viele andere als Flüchtlingsunterkunft, später als Pflegeheim genutzt. Ab 1991 fand eine umfassende Sanierung statt. Es entstand ein mehrfach ausgezeichnetes, von dem Ehepaar Manuela und Achim Hoeck erworben und geführtes Schlosshotel mit Restaurant, Café, Bar und zahlreichen kulturellen Veranstaltungen. 

Im weitläufigen Park warten mehr als 60 Sehenswürdigkeiten – darunter Obelisken, Säulen, Steine mit Inschriften, die neugotische Karolinenkapelle, seltene Bäume und weitere Denkmale, unter denen der 1930 aufgestellte Jugendstilbrunnen herausragt. Der so genannte "Nymphenbrunnen" mit drei tanzenden Mädchen wurde 1903 von Walter Schott im Auftrag des Verlegers Rudolf Mosse geschaffen und gelangte vermutlich durch Emil Georg von Stauß nach Burg Schlitz. Vier von mehreren, zum Teil etwas kleineren Exemplaren des Brunnens befinden sich im Central Park in New York (Untermeyer-Fontain), in Burlingame (Kalifornien), in Antwerpen und in der Pacelliallee in Berlin. 

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