Doberaner Münster

Baudenkmal

Das Doberaner Kloster, dessen Anlage noch heute existiert, war vor über 825 Jahren einer der Grundpfeiler für die Christianisierung Mecklenburgs. Von den Doberaner Mönchen gingen wichtige Impulse für die Entwicklung des sich formierenden Landes aus.

Fürst Pribislav gründete 1171 das Zisterzienserkloster Althof bei Doberan, das 1179 zerstört und ab 1186 in Doberan neu errichtet wurde. Die Bedeutung des Doberaner Klosters für die kulturelle Entwicklung der Region und als Hauptgrablege des mecklenburgischen Herrscherhauses schlug sich von jeher auch in der Architektur und Ausstattung der Klosterkirche, dem bis heute erhaltenen Münster, nieder. Sie vereint trotz ihrer Schlichtheit Vorbilder des französischen Kathedralbaus und der norddeutschen Backsteinarchitektur mit dem zisterzienserischen Gebot der Einfachheit, dem unter anderem das Fehlen einer Turmanlage zuzuschreiben ist. Mit ihren Maßen – ein 78 Meter langes Mittelschiff mit Kapellenkranz, ein 39 Meter langes Querschiff, eine Gewölbehöhe von bis zu 26,5 Metern und 24 gleichartige Pfeiler – zählt sie zu den beeindruckendsten Kirchenbauten im Ostseeraum und kann sich messen mit den etwa gleichaltrigen Kirchen St. Marien in Lübeck und St. Nikolai in Stralsund sowie mit der etwas jüngeren St. Marienkirche in Rostock und dem Schweriner Dom.

Dass das Doberaner Münster – im Gegensatz zu anderen Gebäuden der Klosteranlage und zu anderen Kirchen – die Jahrhunderte relativ unbeschadet überstanden hat, ist ein Glücksfall. Die Mauern und auch die europaweit einmalige erhaltene hochgotische Ausstattung einer Zisterzienserkirche blieben nach dem Ende des 13. Jahrhunderts von Bränden und Raub weitestgehend verschont. Bereits 1553 hatte ein herzogliches Verbot dafür gesorgt, dass das Kloster nach der Reformation nicht abgerissen wurde. Auch die Ende des 19. Jahrhunderts vorgenommenen neugotischen Veränderungen konnten den Charakter der einstigen Klosterkirche, die seit 1564 Pfarrkirche ist, nicht grundlegend verändern. Ab 1964 ließ die DDR das vom Krieg verschonte Münster zwei Jahrzehnte lang umfassend sanieren und restaurieren.

Trotzdem war der bauliche Zustand nicht zufriedenstellend. Vor allem im Dachbereich und an einer Vielzahl der 70 Fenster wurden zum Jahrtausendwechsel Schäden konstatiert, ebenso an etlichen Ausstattungsstücken. 2002 begannen deshalb große Bauarbeiten und Restaurierungsmaßnahmen.

Ausstattungsstücke aus der Zeit um 1300

Zu den beeindruckenden Ausstattungsstücken der ehemaligen Klosterkirche zählen der Hochaltar, der Kelchschrank, die Marienfigur und die Grabplastik der dänischen Königin Margarete, alle aus der Zeit um 1300, sowie der Lettner-Kreuzaltar der Jahre 1360/70. Darüber hinaus beherbergt des Doberaner Münster über 100 liturgisch und kunstgeschichtlich bedeutende und wertvolle Stücke, darunter einer der seltenen Mühlenaltäre.

Ins Auge fällt das über neun Meter hohe Triumphkreuz des Kreuzaltars mit seinen in mittelalterlichem Grün gehaltenen Weinblättern. Der Altar stammt aus den Jahren 1360/70. Er wurde wohl in einer böhmischen Werkstatt unter Mitwirkung des Meisters Bertram von Minden gefertigt und zeigt über 30 Bibelszenen. Diese sind in den Naturdarstellungen realistischer als es bei älteren Altären der Fall ist, sodass der Doberaner Kreuzaltar eine Wendemarke für den norddeutschen Raum darstellt. Seine Entstehungszeit und die für die Chormönche und die Laienbrüder unterschiedlich gestalteten Seiten des Altars – Maria für die Mönche, Christus für die Laien – machen den Doberaner Kreuzaltar zum wohl ältesten Szenenaltar in Norddeutschland.

Durch ihre Herkunft als Enkelin Heinrich Borwin II. wurde die dänische Königin Margarethe (+1282) nach ihrem Tod in Rostock in der herzoglichen Grablege im Doberaner Münster beigesetzt. Die Grabplastik beeindruckt durch den realistischen Faltenwurf des Gewandes und gilt als älteste Grabplastik Mecklenburg-Vorpommerns sowie als älteste Frauengrabplastik des Zisterzienserordens.

Die Doberaner Bronzeglocke von 1301 zählt zu den ältesten erhaltenen Glocken in Mecklenburg  und wurde 2002 restauriert. Ihr zur Seiten hing mindestens eine weitere Glocke von heute unbekanntem Datum, deren überlieferter Text sie ins frühe 14. Jahrhundert datieren lässt. Sie wurde 1638 von schwedischen Soldaten zerstört, als diese auch das Kupfer und Blei der Dacheindeckung entwendeten. In den Kirchenbüchern ist von einer weiteren, 1390 gegossenen Glocke die Rede, über deren Verbleib man jedoch nichts weiß. Erst 1926 kam eine zweite Glocke zu der historischen von 1301 hinzu, die jedoch 1942 bereits wieder für Kriegszwecke eingeschmolzen wurde. 2011 entstanden zwei neue Glocken, sodass das Geläut jetzt wieder aus dreien besteht.

Die Orgel des Doberaner Münsters ist ein Schuke-Neubau des Jahres 1980, der eine bis 1978 in Gebrauch befindliche Friese-Orgel von 1860 ersetzte. Das erste Instrument kam vermutlich nach der Reformation in die Kirche. Um 1600 ließ der Mecklenburger Herzog eine weitere bzw. neue Orgel bauen, die nach einer Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg und erfolgreicher Reparatur 1646 bis 1860 gespielt wurde.

Nur noch rudimentär ist die einstige Astronomische Uhr aus den Jahren um 1390 erhalten, die vermutlich aus der Werkstatt des ältesten bekannten Uhrmachers im Ostseeraum stammte, Nikolaus Lilienfeld. Ihr Mechanismus wurde 1637 zerstört, Reste des Uhrwerks 1830. Das Zifferblatt ist jedoch erhalten und hängt heute über dem Westeingang.

Der älteste Flügelaltar der Kunstgeschichte

Der Doberaner Hochaltar gilt mit seiner Entstehungszeit um 1300 als ältester Flügelaltar der Kunstgeschichte. Flügelaltäre hatten ihre Hochzeit vom 14. bis 16. Jahrhundert, als man dem gotischen Ideal folgend eine Einheit von Architektur, Plastik und Malerei anstrebte. Sie bestehen aus einer malerisch oder plastisch gestalteten Sockelzone, über der sich der feste, geschnitzte oder mit einem Gemälde geschmückte Teil des Altaraufsatzes befindet. An seinen Seiten befinden sich ein oder mehrere Flügelpaare, die gewöhnlich geschlossen sind und ein bestimmtes Motiv abbilden. Zu Feiertagen wie Ostern oder Weihnachten werden die zumeist als Tafelgemälde gestalteten Flügel geöffnet und zeigen dem Anlass entsprechende Motive. Als oberer Abschluss findet sich gewöhnlich filigranes Schnitzwerk.

Der Doberaner Altar zeigt Szenen aus dem neuen und dem alten Testament. Die zwischen 1300 und 1370 im Mittelschrein befindliche Marienfigur wurde Teil des Marienleuchters und ist mit diesem bis heute erhalten. Eine Silbermadonna und Heiligenbilder, die sich dann zwischen 1370 und der Reformation bzw. dem Dreißigjährigen Krieg im Mittelschrein befanden, sind abhanden gekommen. Die heutige farbige Fassung des Altars und seine Wimpergarchitektur stammen aus der Mitte des 19. Jahrhunderts.

Links
# E ` $ y x z
Quellen
4 Zurück