Bristow: älteste evangelische Dorfkirche Mecklenburgs 

Baudenkmal

Die Bristower Kirche geht auf eine Stiftung Werner Hahns zurück, einem Mitglied des Hauses Basedow des uradeligen Mecklenburger Geschlechts Hahn. Er ließ eine Kapelle bauen, die nach seinem Tod 1593 durch seinen Sohn Hans zur Kirche erweitert wurde. Sie ist damit die erste nachreformatorisch gebaute Dorfkirche Mecklenburgs!

Die zahlreichen Kriege, die Mecklenburg über die Jahrhunderte heimsuchten, hinterließen erfreulicherweise kaum bauliche Schäden an der Bristower Kirche und richteten auch im Innern keine Verwüstungen an. Auch die während des Dreißigjährigen Kriegs abhanden gekommenen sakralen Gegenstände wie Taufstein und Abendmahlskelch konnten durch Dorothea Hahn, Enkelin des Kirchenstifters, wieder zurückgekauft werden. Nach einer Einbruchserie in den Jahren um 1724 blieben jedoch alle sakralen Gegenstände bis auf das Taufbecken verschwunden.

Ernst wurde es für die Bristower Kirche in den 1980er-Jahren. Längst hätte wieder eine Sanierung der Bausubstanz notgetan, doch das war unter den Gegebenheiten der DDR nicht möglich. 1986 deckte eine private Handwerkerfirma das Dach kostenlos neu, doch 1989 musste die Kirche gesperrt werden. Der ältesten evangelischen Dorfkirche Mecklenburgs drohte der endgültige Verfall. Gefährdet war dadurch auch die seltene komplett vorhandene Renaissance-Ausstattung.

Die Wende 1989 /90 bewahrte Kirche und Gemeinde vor dem Schlimmsten – Stiftungsgelder und private Spenden halfen bei der Finanzierung der umfassenden Bauarbeiten, die bereits 1992 begannen. 1997 konnte die Kirche wieder eingeweiht werden, drei Jahre später waren die letzten Arbeiten abgeschlossen.

Das Prunkstück der Bristower Kirche ist zweifellos der um 1600 fertig gestellte Schnitzaltar. Er zählt deutschlandweit zu den schönsten Renaissance-Altären in Dorfkirchen und ist in Mitteleuropa der einzige Renaissance-Altar mit originaler Farbgebung. Mit seinem sechs Meter breiten Mittelstück nimmt er fast die gesamte Breite des Innenraums ein, zudem beinhaltet er zwei Durchgänge für den Abendmahlsumgang. Auf acht Reliefs sind sehr detailreich und anschaulich die wichtigsten Szenen aus dem Leben Jesu dargestellt. So sind z. B. in der Himmelfahrtsszene zwei Fußabdrücke auf dem Hügel zu sehen, darüber ist der Körper bis auf die Beine bereits in der Decke – also im Himmel – verschwunden.

Wo die filigranen Arbeiten einst ausgeführt wurden, ist nicht bekannt. Die Meinungen der Fachleute schwanken zwischen dem Raum um Prenzlau in der Uckermark und der Oldenburger Region.

Seitlich mit dem Altar verbunden ist die ebenfalls reich geschmückte Kanzel. An ihr  wurden u. a. die Darstellungen der vier Evangelisten vom Altar wieder aufgenommen; darüber hinaus sind auch Figuren von Petrus, Paulus und Jesus sowie zahlreiche allegorische Figuren und Engel plastisch oder bildlich dargestellt.

Die Orgelempore aus dem Jahr 1601 wurde 1876 erstmals erneuert; die heute erhaltenen Säulen, der Orgelprospekt und die Orgel des Schweriner Hoforgelbauers Friedrich Ludwig Theodor Friese sind ebenfalls aus dieser Zeit. Die Orgel wurde kurz nach dem Krieg zerstört, konnte jedoch u. a. mit Hilfe von Stiftungsgeldern durch die Mecklenburger Orgelbauwerkstatt Wolfhang Nußbücker restauriert und 2000 erstmals wieder gespielt werden.

Kunst- und Sozialgeschichtlich interessant ist das moralische Testament von Werner Hahn, der auf vier Kalksteintafeln seinem Sohn Anweisungen für dessen persönliches und gesellschaftliches Handeln gibt. Sie enthalten auch das Gehalt für den Pastor der Bristower Kirche fest: 18 Taler sowie jeweils etwa 450 kg Geste und Roggen.

Zu den weiteren Ausstattungsstücken der Kirche gehören u. a. das noch aus der Bauzeit der Kirche stammende und nur wenig veränderte Patronatsgestühl und 1993 restaurierten, prächtigen Buntglasfenster aus dem 19. Jahrhundert. Von den einst drei Kirchenglocken aus dem Jahr 1598 wurde eine zwischen 1942 und 1944 zum Einschmelzen abgeholt. Nach Augenzeugenberichten lag die Glocke jedoch nach Kriegsende auf dem Bahngelände Teterow – von wo aus sich ihre Spur verlor, sodass heute zwei Renaissance-Glocken in Bristow läuten.

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