Rundgang durch die Wismarer Altstadt

Geschichte

Die Hansestadt Wismar gehörte im Mittelalter zu den mächtigsten Handelsstädten im Ostseeraum. Zahlreiche prächtige Backsteinhäuser und große Kirchen künden noch heute von dieser Zeit, sodass die Wismarer Altstadt 2002 ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen wurde. Der Rundgang beginnt auf dem Markt – einem der größten Plätze in Norddeutschland.

Der rd. einen Hektar große Wismarer Marktplatz ist seit 800 Jahren das Zentrum der alten Hansestadt. Sie verdankt ihre Entwicklung im 13. Jhdt. der günstigen Lage an der Wismar-Bucht und an der Handelsstraße von Lübeck nach Stralsund. Die Lübsche Straße nördlich des Marktes war einst Teil dieser Route; sie führt jenseits der historischen Altstadt als Rostocker Straße weiter nach Osten.

Seit dem 14. Jhdt. steht an der Nordkante des Marktplatzes das Rathaus; der heutige Bau stammt aus dem frühen 19. Jhdt. Auf der Ostseite kündet der „Alte Schwede“ mit seinem prächtigen Backsteingiebel als ältestes erhaltenes Bürgerhaus vom Reichtum der Wismarer Kaufleute am Ende des 14. Jhdts. Die „Wasserkunst“ ist Zeugnis der zentralen Wasserversorgung der Stadt seit dem Ende des 16. Jhdts.

Der Weg zum Schabbellhaus führt an der nordwestlichen Ecke des Marktes über den Rudolph-Karstadt-Platz mit dem Stammhaus des Handelsunternehmens. Der Jugendstilbau von 1907 entstand in Stahlskelett-Bauweise und beherbergt heute neben dem Warenhaus auch ein kleines Museum. Das „Schabbell“ an der Schweinsbrücke 6/8 wurde um 1570 für den Kaufmann, Bierbrauer und Bürgermeister Hinrich Schabbell errichtet. Heute findet sich in dem Renaissance-Bau das Stadtgeschichtliche Museum.

Die St. Nikolaikirche gegenüber des „Schabbell“ entstand ab 1381. Ihre Vorgängerin war die Kirche einer von zunächst zwei Siedlungen zu Anfang des 13. Jhdts. Damals waren deutsche Siedler an die Wismar-Bucht gekommen, wo bis dahin slawische Stämme lebten. Rings um St. Nikolai und St. Marien entwickelten sich zwei Viertel, die bis 1238 zusammenwuchsen. Bereits um 1226 hatte Wismar das Stadtrecht erhalten.

Von St. Nikolai geht es nordwestlich über die Büffelstraße und den Spiegelberg zum Wassertor. Es gehörte einst zur vier Meter hohen Stadtmauer und war eines von fünf Stadttoren. Es bot im Norden den Durchlass zum Hafen, wo Schiffe aus Westeuropa, Skandinavien und dem Baltikum ihre Waren anlandeten oder an Bord nahmen. Dazu zählten Hering aus Schonen, Lüneburger Salz, Wismarer Bier und Bernstein aus der östlichen Ostsee. Wismar gehörte bereits im 13. Jhdt. zur Hanse, jenem bedeutenden mittelalterlichen Handelsbund, dessen Anfänge im 12. Jhdt. lagen, und der bis 1669 existierte.

Den Alten Hafen gab es bereits im Mittelalter. Ein markantes Gebäude ist das in der ersten Hälfte des 18. Jhdts. errichtete Baumhaus. Von hier aus wurde abends und bei Gefahr eine Kette vor die Hafeneinfahrt gezogen. Vor dem Baumhaus künden zwei „Schwedenköpfe“ von der Zeit der Schwedenherrschaft 1648 – 1803. Nach dem Dreißigjährigen Krieg war Wismar an Schweden gefallen und zu einer der wichtigsten Festungen im Ostseeraum ausgebaut worden. Die Stadt war mehrfach in Kriege verwickelt, die Schweden führte, und wurde 1716 im Nordischen Krieg durch die Dänen erobert, blieb letztlich aber bis 1803 schwedisch. Grund und Zeitpunkt der ersten „Schwedenköpfe“ sind unbekannt; im Museum findet sich ein Kopf aus dem 17. Jhdt. Heute gibt es an mehreren Stellen der Stadt Repliken des inzwischen zum Wahrzeichen von Wismar avancierten „Schwedenkopfes“.

Vom Alten Hafen geht es über den Lohberg zur Grube, die als „Runde Grube“ und „Frische Grube“ seit Jahrhunderten als reguliertes und teilweise schiffbares Gewässer durch die Stadt fließt. Ins Auge fällt dabei das „Gewölbe“, ein Fachwerkbau aus dem 17. Jhdt. Über die Ulmenstraße geht es vorbei am einstigen Zeughaus aus den Jahren um 1700, der heutigen Bibliothek, in die Lübsche Straße. An der Ecke zur Straße Neustadt steht die Heiligen Geist Kirche aus dem 14. Jhdt., die einst zum Heilig Geist Hospital gehörte. Wenige Meter weiter lohnt ein Besuch des Welt-Erbe-Hauses.

Weit sichtbar strebt der Turm der einstigen Hauptpfarrkirche St. Marien in den Himmel. Sie wurde 1945 bei Bombenangriffen beschädigt und 1960 abgerissen, nur der 83 m hohe Turm blieb als Schifffahrtszeichen stehen. Südlich des Turms, direkt gegenüber, liegen die zum Schutz abgedeckten Grundmauern der Alten Schule, einem 1945 zerstörten Backsteingebäude aus dem frühen 14. Jhdt. Wenige Meter weiter befindet sich der Fürstenhof, das erste bedeutende Renaissance-Gebäude Mecklenburgs. Hier hat heute das Amtsgericht seinen Sitz.

Über die Keller-, die Grüne- und die Dankwartstraße führt der Rundgang zurück zum Markt. Mit der Dankwartstraße 8 zeigt sich abschließend ein eher bescheidenes Backsteingebäude aus den Jahren um 1430. Es ist sehr schmal und wurde wohl von jeher als reines Wohnhaus genutzt.

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