Familie Karstadt Grevesmühlen

Baudenkmal

Der Kaufhausgründer Rudolph Karstadt (1856-1944) wuchs mit seinen acht Geschwistern in Grevesmühlen auf. Das Geburtshauses ist unbekannt; in der Wismarschen Straße 13/15 betrieben sein Bruder Ludwig und dessen Sohn ein Geschäft.

Der ursprünglich aus zwei Gebäuden bestehende Komplex wurde im Erdgeschoss bis 1935 durch Rudolph Karstadts Bruder und Neffen genutzt. Dann ging es an die Firma Thams & Garfs über. Im Hintergebäude befand sich zwischen 1935 und 1945 das erste Grevesmühlener Heimatmuseum. Zwischen 1949 und 1990 nutzte die Staatliche Handelsorganisation (HO) die Räume. Nach der Wende wurde der Gebäudekomplex grundlegend saniert und dient seitdem als Wohn- und Geschäftshaus.

Obwohl Rudolph Karstadt in Grevesmühlen aufwuchs, eröffnete der umtriebige Geschäftsmann sein erstes Konfektionsgeschäft 1881 in Wismar. Sein zweites Karstadt-Haus öffnete drei Jahre später in Lübeck. Thomas und Heinrich Mann waren hier Kunden der ersten Stunde. 

Der Erfolg ließ also nicht lange auf sich warten. Im Jahr 1920 besaß er mehr als 30 Geschäfte in Deutschland – für damalige Verhältnisse enorm viel. Höhepunkt war das 1912 in Hamburg eröffnete erste Großstadt-Warenhaus in Deutschland mit einer Verkaufsfläche von rund 10.000 Quadratmetern. Maximieren konnte Rudolph Karstadt seine Gewinne durch eine neue Geschäftspolitik: billige, feste Preise und nur gegen Barzahlung. Er schaltete Zwischenhandel aus, bezog seine Ware direkt von den Herstellern. Außerdem führte er Festpreise für die angebotene Ware ein. Bis zu diesem Zeitpunkt waren Preisverhandlungen üblich. 

Einen drastischen Absatzrückgang erfuhr die Firma während der Weltwirtschaftskrise 1931/32. Rudolph Karstadt büßte einen Großteil seines privaten Vermögens ein und musste 1932 aus der Unternehmensführung ausscheiden. Er zog sich nach Schwerin zurück. Auf dem Alten Friedhof fand er 1944 seine letzte Ruhe. 

In der DDR wurden die Karstadt-Häuser enteignet und zu volkseigenen Betrieben umfunktioniert. Derweil entwickelte sich die Rudolph Karstadt AG in der BRD zum größten Warenhauskonzern. Nach der Wende 1989/90 wurde das Stammhaus in Wismar wieder als Karstadt-Warenhaus eröffnet. 

In Grevesmühlen gibt es seit dem Jahr 2000 im Ortsteil Weststadt eine Rudolph-Karstadt-Straße. Neben dem Rudolph-Karstadt-Platz in Wismar ist das deutschlandweit die einzige Straßenbenennung nach ihm.

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