Die Sage von den Grevesmühlener Krähen

Sage

Im Volksmund werden die Grevesmühlener in ganz Mecklenburg die „Krähen“ genannt. Warum? Hört selbst!

In alten Zeiten kannten die Grevesmühelner noch keine Weesbäume. Wenn Korn und Heu eingefahren wurden, fiel deshalb so mancher Halm vom Wagen und ging verloren. Eines Tages kam ein Fremder in die Stadt und erzählte einem Bürger, bei ihm zuhause hätte man Weesbäume – dick wie ein Bein und doppelt so lang wie ein Erntewagen. Sie würden auf die Fuhre gebunden, dann gehe kein Hälmchen verloren.

Als es Erntezeit wurde, erzählte der Grevesmühlener allen, er habe etwas erfunden, das beim Einfahren des Kornes sehr gute Dienste leisten würde. Man ließ den Wagen hoch beladen und band den wundersamen Weesbaum oben auf. Die Fahrt ging voran und kam glücklich bis ans Stadttor. Hier und da war zwar etwas heruntergefallen, aber alles in allem lag die Fuhre fest.

Am Stadttor allerdings stoppte man, denn der Weesbaum war breiter als die Durchfahrt. Die Stadtväter zerbrachen sich die Köpfe und der „Erfinder“ kratzte sich hinter den Ohren. Stunde um Stunde verging, man wusste keine Lösung. Einige schlugen vor, das Tor abzureißen.

Da flog eine Krähe vorbei und krächzte: „Scharp vör, scharp vör, scharp vör!“ Der oberste Ratsherr sagte: „Holt still! Die Kreih hett recht. Scharp möt vör.“ Der Weesbaum wurde gedreht. Nun lag das spitze Ende nach vorne auf dem Wagen, und die Fuhre passte durchs Stadttor.

Der Ratsherr nahm den „Erfinder“ beiseite und sagte: „Meister, ick as wohlweiser Rat der Stadt Grevesmühlen frag Jug up Jug Gewissen: heft Ji den Weesbom würklich sülbst erfunnen? Mi will’t nich so vörkamen. Woher sul die Kreih datt süs weiten, datt datt scharp En’n vör möt, wenn sei’t nich up ein Städ seien harr?“

Da erschrak der Mann und gestand: „Herr Ratsherr, wenn Sei mi so fragen, möt ick seggen, ja, Herr Ratsherr, so ist’ un Sei hebben recht.“

Seit der Zeit heißen die Grevesmühlener „Krähen“.

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