Rostocks Hausbaumhaus in der Wokrenter Straße
Zu den ältesten Häusern der Stadt gehört das Hausbaumhaus vom Ende des 15. Jahrhunderts. Das spätgotische Giebelhaus ist öffentlich zugänglich.
Rostocks Hausbaumhaus in der Wokrenter Straße
Zu den ältesten Häusern der Stadt gehört das Hausbaumhaus vom Ende des 15. Jahrhunderts. Das spätgotische Giebelhaus ist öffentlich zugänglich.
Nur wenige mittelalterliche Häuser haben den Stadtbrand von 1677, die Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg und die Städtebaumaßnahmen der DDR überstanden. Das Hausbaumhaus in der Wokrenter Straße, errichtet etwa 1490, gehört dazu.
Der namengebende "Hausbaum" ist ein mächtiger Eichenstamm, der auf einem Granitfindling ruht. Er übernimmt als tragende Säule die Last der Holzbalkendecken im Erdgeschoss und im ersten Obergeschoss – eine Konstruktionsweise, für die es heute nur noch wenige Beispiele gibt. Erhalten ist in Rostock nicht nur der Eichenstamm, sondern in weiten Zügen auch die ursprüngliche Aufteilung des früheren Kaufmannshauses: Die geräumige Diele diente als Arbeits- und Wohnraum; angelieferte Waren wurden hier in Empfang genommen und zwischengelagert, bevor man sie mit einer Seilwinde in die drei Speichergeschosse oder den Keller hievte. Ebenso wurde hier die Buchführung abgewickelt, es wurde gekocht und gegessen und in Schrankbetten auch geschlafen. Erst später trennte man links und rechts der Eingangstür Büroräume ab; im hinteren Teil der Diele entstanden ein separater Wohn- und Küchenbereich.
Um 1625 entstand als Anbau die so genannte Kemlade, in der sich Wohnräume befanden. Auch im Haupthaus kam es zu umfangreichen Umbauten, in deren Folge die früheren Speichergeschosse zu Wohnungen wurden – ein übliches Vorgehen jener Zeit, wie es auch für andere Rostocker Kaufmannshäuser bekannt ist. Ohne nennenswerte weitere Umbauten und nur mit wenigen Modernisierungen hatte das Hausbaumhaus die Wohnfunktion bis 1979 inne; man kann sich vorstellen, mit welch geringem Komfort die Mieter auskommen mussten!
Von 1981 bis 1983 wurde das Haus saniert und restauriert, um fortan als "Haus der Architekten" zu dienen – kein leichtes Unterfangen in den Jahren der sozialistischen Plan- und Mangelwirtschaft! Anfang der 2000er-Jahre erfolgte eine weitere Sanierung; seitdem dient das Gebäude als Veranstaltungsraum und ist öffentlich zugänglich.
Die Wokrenter Straße, in der sich das Hausbaumhaus befindet, zählte bis zum Stadtbrand 1677 zu den vornehmsten der Stadt. Rostocks Wohlstand fußte auch auf dem Bierexport in den gesamten Ostseeraum, und allein hier befanden sich knapp 20 Brauhäuser, deren Besitzer oft zu den Ratsherren zählten. Vom Stadtbrand blieb die Straße zwar verschont, doch erfuhr die Stadt durch das Feuer und durch den fortgesetzten Niedergang der Hanse ab Ende des 17. Jahrhunderts einen dramatischen Abschwung. Fast alle Häuser, die die folgenden Jahrhunderte überstanden, wurden schließlich in den Jahren der DDR abgerissen. Die Wiederbebauung in den 1980er-Jahren erfolgte im modifizierten Plattenbauverfahren; die Giebel wurden nach historischem Vorbild gestaltet.